Trauma

Trauma bedeutet, jemand hat etwas existenziell Bedrohliches erlebt und nicht verarbeiten können, auch nicht im Nachhinein.

„Ein Trauma ist ein potentiell lebensbedrohliches Ereignis, das die individuellen Bewältigungsmöglichkeiten übersteigt und den betroffenen Menschen mit Gefühlen der Hilflosigkeit, intensiver Angst oder Entsetzen überflutet.
Dissoziation, also die Abspaltung von Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen oder Handlungen, ist eine Möglichkeit, diese traumatische Situation zu überstehen.
Insbesondere frühkindliche, wiederholte Gewalt kann zu  Abspaltung von Persönlichkeitszuständen führen, die sich zu eigenen Identitäten entwickeln. Ernste Beeinträchtigungen im gesundheitlichen und beruflichen Bereich sowie in allen übrigen sozialen Kontakten können die Folge sein.“
(Diese Formulierung ist von vielfalt e.V. übernommen, einem Verein, der sich für komplex traumatisierte dissoziative Menschen einsetzt und sich insbesondere mit der schwersten Form der Traumafolgestörung, nämlich der D.I.S., der „Dissoziativen Identitätsstörung (ehemals Multiple Persönlichkeitsstörung) beschäftigt.)

Strukturierte Dissoziation zeigt sich sehr vielfältig, in unterschiedlicher Stärke sowie Bewusstheitsgrad der Abgetrenntheit und ist ein sehr großes Feld.

Ein Trauma führt uns die Labilität des Gefühls der eigenen Sicherheit und Unverletzbarkeit drastisch vor Augen. Das kann unser Denken und Fühlen, unser Erleben mit uns selbst und anderen zutiefst erschüttern und durcheinander bringen.

Auch nach Jahrzehnten kann eine aktuelle Krise eine alte Trauma-Erinnerung wachrufen und Gefühle der Unsicherheit und Verwirrung auslösen, da die Zusammenhänge selten bewusst oder nachvollziehbar sind.

Erlebnisse wie z.B.

  • Verkehrsunfälle
  • Gewalterlebnisse (emotionale, sexuelle, körperliche, seelische Gewalt, Einbruch, Überfall)
  • schwere, chronische Erkrankungen, medizinische Eingriffe
  • Naturkatastrophen
  • Mobbing, Arbeitsplatzverlust
  • Tod, Verlust oder Trennung eines Nahestehenden
  • Mangelerfahrung in der Kindheit, Vernachlässigung oder Verwahrlosung
  • Kriegserfahrung, Flucht, Vertreibung, Verfolgung

 

verletzen nicht nur den Körper, sondern vor allem auch die Seele.
Häufig wird nur der Körper behandelt, während die psychischen Verletzungen vielfach verdrängt, verharmlost und selbst von professionellen Helfern übersehen oder verkannt werden.


TRAUMA-FOLGESTÖRUNGEN

können sich u.a. zeigen durch

  • Panikattacken, Ängstlichkeit, Atemnot
  • Übererregung, Nervosität, Zittern
  • Schreckhaftigkeit „Gefahr“, Reizbarkeit, Aggressivität
  • Depression, Leere, Trauer, Rückzug
  • Antriebslosigkeit, Apathie, Müdigkeit
  • Interessen-, Sinn- und Freudlosigkeit
  • Unsicherheit, Hilflosigkeit, Verzweiflung
  • Bindungs- und Beziehungsangst
  • Schlafstörung, Essstörungen
  • Muskelverspannung, Kopf-, Bauchschmerzen
  • Konzentrationsstörung, Lernschwäche

 

Die o.g. Symptome sind vermeintliche Überlebensstrategien und Verarbeitungsversuche des Körpers und somit keine Krankheit an sich.

Wird das Erlebnis erfolgreich verarbeitet,
normalisieren sich auch diese Traumareaktionen.


Mehr Information
 über Traumata und deren vielfältigen Folgestörungen finden Sie u.a. in der sehr lesenswerten Literatur von Michaela Huber, Lydia Hantke/Hans J. Görges, Onno van der Hart, Ellert Nijenhuis, Franz Ruppert, Friedhelm Lamprecht und Luise Reddemann.
Hilfreiche web-Seiten zu dem Thema habe ich unter den Links aufgeführt.